Die 72-Stunden-Aktion der Bonnyz

vom 7. bis 10. Oktober 2004 in der KiTa "Wilde Mathilde" im Vauban

Es war einmal ein schöner Tag im Frühling des Jahres 2004. über verschlungene Wege gelangte die Information einer Sozialaktion ins Bonnyz-Forum. Die Bonnyz waren sofort begeistert und beschlossen, mitzumachen. Doch dann stellten wir fest, dass die Aktion nur für katholische Jugendgruppen sein sollte. Dank Philips überredungskünsten ließen uns die Katholiken aber dann als eine von zwei evangelischen Gruppen in Freiburg doch mitmachen. Und so begannen die Vorbereitungen auf die 72 Stunden: Wir haben die Leute aus der Gemeinde über den Gemeindebrief über unsere Teilnahme an der Aktion informiert, Sponsoren gesucht, ein Organisationsteam aufgestellt, eine Zentrale im Gemeindebüro eingerichtet und uns auf die Arbeit in Weingarten vorbereitet. Doch dann kam alles anders...

Endlich war der große Tag gekommen. Mit den eigens angefertigten Bonnyz-T-Shirts versammelten wir uns mit vielen anderen aufgeregten Freiburger Jugendlichen im Haus der Jugend. Nach ein paar hilflosen Versuchen des A-Teams uns zum Tanzen zu bewegen und einem gemeinsamen Countdown war es endlich 17:07 und wir durften unser Aufgaben-Paket öffnen. DER SCHOCK! Der Projektort war nicht Weingarten, sondern Vauban. Die Aufgabe lautete, den Außenbereich der KiTa umzugestalten, also einige Garten- und Bauarbeiten an Spielgeräten. Um unsere Zentrale nicht ungenutzt zu lassen fuhren wir also in die Gemeinde, nachdem eine kleine Gruppe den Projektort bereits besichtigt hatte. Durch ein kurzes Telefonat fanden wir unseren persönlichen Engel: Herr Stein, Gärtner und Landschaftspfleger, der sich auf unseren Hilferuf im Gemeindebrief gemeldet hatte. Er gab uns hilfreiche Tipps was wir sofort in Angriff nehmen konnten und versprach uns, am nächsten Morgen zur Stelle zu sein. Kurze Besprechung mit der Gruppe und wir machten uns auf zum Einsatzort, wo wir von den KiTa-Müttern herzlich empfangen und mit viel Essen versorgt wurden.
Voller Elan begann eine Gruppe damit, den Weg auszuheben, damit wir am nächsten Morgen gleich mit dem Pflastern anfangen konnten und die zweite Gruppe bereitete das Essen vor. Doch bereits diese Arbeit dauerte länger als gedacht und nachdem sich die ersten Nachbarn gegen Mitternacht beschwert hatten, richteten wir Schicht-Dienst ein um den Lärm einzudämmen. Endlich fielen wir todmüde ins Bett und hofften auf eine lange Nachtruhe.
Am nächsten Morgen, 6:30 Uhr, war es damit dann aber schon mit den ersten Weckerpiepsen vorbei. Wir hatten ja noch viel vor. Wir waren alle sofort topfit und frühstückten deswegen zu allererst einmal.
Von der Arbeit am Abend und der kurzen Nacht zu erschöpft, zogen es einige vor, sich lernwillig zu präsentieren und trotz schulfrei in die Schule zu gehen. Gegen 11 Uhr kam unser Engel, der sich einen überblick über die Lage verschaffte und mit Laszló sofort zwei Stunden lang Steine und anderes Arbeitsmaterial besorgte.
Während die Arbeitswilligen schon einen Industriestaubsauger um Kies entfernen besorgt hatten, traf der andere Teil der "Arbeitswilligen" frisch und ausgeruht am Nachmittag endlich wieder ein. Um sie nicht zu überfordern, wurde zunächst das Essen ausgepackt und vertilgt. Ein strenger Blick auf die Uhr des Leitungsteams riss uns aus der Gemütlichkeit hinaus ins kalte, nasse Wetter wo Herr Stein mit dem Beton und den Pflastersteinen wartete.
Nach kurzen Anweisungen und ungläubigem Staunen mischten wir den Beton, legten in Gemeinschaftsarbeit die ersten Steine für den neuen Weg und brachten den Bauwagen in die richtige Stellung.
Das alte Holzspielhaus musste leider weichen und so wurden an der selben Stelle Löcher für die Stützbalken der neuen Spielhütte gebuddelt und alte Balken einbetoniert.

Philip nutzte den ausgeliehenen Bus, der DBG, ausgiebig und macht in allen Himmelsrichtungen Besorgungen wie Rindenmulch, Holz und das göttliche Abendessen der Bonnyz-Eltern. Außerdem holte er seine Kindergruppe Amicellies, die uns tatkräftig unterstützten und in ihrer Gruppenstunde den Mulch unter der Vogelnestschaukel zu verteilen.
Auch Herr Schwab half ausgiebig bei der Installation des Bauwagenvordachs und legte mit einigen Bonnyz Nachtschichten ein, da es zur Abwechslung mal nicht regnete. Weil wir am Vortag so viel geleistet hatten, durften wir bis um 7 Uhr durchschlafen. Bei manchen wurde es nachts im Bett doch noch "etwas" später und so waren sie über unsere Weckmethoden wie Radio und Topfdeckel nicht wirklich begeistert und wurden handgreiflich. Doch das leckere Frühstück lockte schließlich alle aus dem Bett.
Zwar würde jeden ein Blick nach draußen sofort wieder in die warmen Federn schicken, doch wir hatten schon so viel getan, dass wir trotz Überschwemmung gleich wieder loslegten. Denn wozu gibt's das THW? Jawohl, das Technische Hilfswerk hat uns auch geholfen. Die Männer schafften sich einen kurzen überblick über die Lageund begannen auch schon bald damit, eine Plane über unseren empfindlichen Beton zu spannenund das Wasser wegzuschaufeln. Genauso flugs wie sie kamen, waren sie aber auch schon wieder verschwunden, denn das Wasser hatte sich in der Nacht ja nicht nur bei uns gesammelt...
Durch den Elan der THW-Männer angestachelt schwärmten wir dann auch aus, um bereits angefangenes weiter zu bringen und die nächsten Aufgaben zu beginnen. So wurde zum Beispiel endlich das Vordach des Bauwagens mit dem Wellplastik belegt und verschraubt, so dass Kay trockenen Fußes den Platz darunter fertigplätteln konnte.
Da das bei weitem nicht alle Bonnyz-Kräfte beanspruchte bauten ein paar weitere einen Pavillon auf, damit wir endlich mit den Sitzgelegenheiten beginnen konnten. Denn diese Arbeit stellte sich als schwieriger als angenommen aus. OK, das Zertrümmern der Fliessen war noch relativ einfach, doch dann kamen die ersten Probleme: es gab zu wenig "rot". Was das heißt? Na ja, da wir im Vauban, einem Neubaugebiet, sind: an Türen klingeln und fragen, ob sie nicht zufällig ein paar rote Fliessen übrig hätten. Und, wer hätte es gedacht, an der dritten Tür wurden wir fündig. Noch flugs bei Laszlós Nachbarn ein paar Spachtel für den Fliessenkleber ausgeliehen und es konnte losgehen. Doch wie rührt man Fliessenkleber an? Egal, rein mit dem Wasser und mischen, was das Zeug hält, dann auf die Sitze geklatscht und die Bruchstücke reingedrückt.
Die zögerlichen Anfänge mit 'hier ein Stück, da ein Stück' änderten sich recht schnell zu 'ich mach ein Herz' oder 'auf das hier kommt das Bonnyz-Logo', da die Arbeit doch recht viel Spaß machte. Schlussendlich waren alle Sitze voll; jetzt mussten sie "nur noch" trocknen. Also packten wir uns wieder mal eine große Plane und umhüllten die Sitze sorgfältig, denn es regnete natürlich immer noch.
Und außerdem war Herr Schwab wieder mit dem am Morgen bestellten Holz, darunter ein riesiger 4m-Balken, da und das musste ausgeladen werden. Mit einer Menschenkette lief das auch recht schnell, so dass wir uns alle dem Balken widmen konnten.
Der war natürlich zum balancieren da. Doch 4 Meter Holz sind verdammt schwer und der Balken musste zwischen die Hügel. Also alle verfügbaren Kräfte zusammen getrommelt zum anpacken - und - es funktionierte! Meter für Meter schleppten wir den Balken zu seinem Bestimmungsort und luden ihn dort ab. Denn die Löcher, in die er gelegt werden sollte waren zu klein.
Doch ein bisschen hacken und schaufeln löste auch dieses Problem und außerdem konnte zwischenzeitlich Herr Schwab die Kanten fasen, das heißt etwas anschrägen, so dass er nicht mehr so scharfkantig war. Und jetzt war es gut dass der Balken so schwer war, denn wir mussten ihn nur noch in die Löcher legen und sie zuschaufeln; dann konnte ihn kein Kind der Welt mehr bewegen.
Das restliche Holz war für die Spielhütte gedacht. Nach ein paar Umplanungen durch den Fachmann Herr Hirsch konnten wir dann auch schon daran weiterbauen. Dank der Vorsicht einiger Bonnyz war der Beton um die Stützen trocken geblieben und inzwischen auch schon fest. Also zerlegten wir die alten Türen und Wände in geeignete Stücke und schraubten sie nach Herr Hirschs Anweisungen fest. Auch ein geeignetes Stück für das Dach war schnell gefunden und sogar schräg angeschraubt, so dass das Wasser abfließen kann. Um noch mehr Spielmöglichkeiten zuzulassen bastelten Max und Moritz eine Leiter und eine Zwischenebene, die außerdem noch ein altes Holzgitter als Balkongeländer erhielt. Doch leider eilte uns die Zeit davon, so dass sich unser Traum das Haus noch anzumalen leider nicht mehr erfüllte.
Denn einige hatten bereits damit begonnen den alten Schuppen abzuschmirgeln um ihn später beizen zu können. Und diese Arbeit musste auf jeden Fall beendet werden; sonst würde das Holz faulen. Also musste jede Hand anpacken; sogar Luisa besuchte uns noch um zu helfen. Glücklicherweise hielt das Wetter so lange, bis wir mit dem anmalen fertig waren. Und auch der Unterschlupf für den Bollerwagen wurde vor dem Regen fertig gestellt. Doch danach war wegen der Kälte nicht mehr viel möglich; nur einige Unermüdliche konnten es nicht mit ansehen, dass die Rutsche nicht mehr sehr ansehnlich war. Aber erst am nächsten Morgen mit dem Abflexen der alten Farbe zu beginnen wäre zu spät gewesen.
Folgerung für die Bonnyz: natürlich mitten in der Nacht Schichtarbeit. Es wurde gearbeitet bis zum umfallen und bis die Nachbarn wieder kamen. Und dann hieß es endlich "Gute Nacht und schlaft gut!"
Sonntagmorgen, 6 Uhr 30. Der Normalmensch schläft und träumt was Schönes. Doch tausende Jugendliche können sich das nicht leisten: Es sind nur noch knapp 11 Stunden Zeit, das Projekt zu beenden.
Wir gehörten zu diesen Jugendlichen. Also quälten wir uns mal wieder aus unseren mollig warmen Schlafsäcken. Denn die Zeit lief unaufhaltsam und es war nicht gerade wenig, das wir noch erledigen mussten. Nach dem hastig verschlungenen Frühstück schnappten sich die ersten wieder die Flex und begannen die Nachbarn zu terrorisieren, die sich auch prompt in Form einer Frau mit Zahnschmerzen beschwerten. Die Diskussion verlief kurz und zu Ungunsten der armen Frau (bei der wir uns hier noch mal entschuldigen möchten;)).
Während die einen also weiterflexten, (beschäftigten sich die anderen mit der zum Glück eher ruhigen Arbeit des Mosaik Verputzens, die im Wesentlichen darin bestand, die schönen Mosaike zu verdrecken und so anscheinend zu zerstören). Außerdem haben wir die Dachpappe auf der Spielhütte festgenagelt, das Klettergerüst angemalt und die Vogelnestschaukel an ihren dafür vorgesehenen Vogelnestschaukelhalterungen befestigt nachdem wir die Vogelnestschaukelketten auf die richtige Länge gekürzt hatten um den Abstand zum Boden weniger tödlich zu machen. Leider spielte uns das Wetter in den letzten 3 Stunden noch einen Streich und es fing heftig an zu regen. Deshalb mussten wir die riesige Plane des THW's über die Rutsche spannen, um nicht die gesamte Arbeit des Streichens wieder zu zerstören. Außerdem mussten die tags zuvor angefertigten Sitzhocker in Schutz gebracht werden das heißt, an ihren Platz gestellt und mit Planen geschützt werden. Danach hieß es nur noch warten, was viele für ein kurzes Nickerchen nutzten, während Philip in vielen Telefonaten einen fast kostenlosen Thermenbesuch aushandelte.

Nachdem Sara noch den letzen Glanz aus dem Hof herausgeputzt hatte, kamen sie auch schon!! Im strömenden Regen, rauschten die Massen an Eltern, Kindern und KiTa-Mitarbeitern, allesamt mit großen Körben Essen, in die KiTa 'Wilde Mathilde'. Nachdem wir unser 3-tägiges Chaos in der KiTa beseitigt hatten (Schlafsäcke und Isomatten zusammengerollt, dreckige Kleidungsstücke versucht haben zu identifizieren und ihren Besitzern zuzuordnen, ...) begannen die KiTa- Eltern mehrere Laudatio für uns zu halten. Philip reihte sich ebenfalls ein und las eine ellenlange Liste von Gönnern vor. Doch denkt jetzt ja nicht, dass die Aktion für uns bereits gelaufen war, erstens war es noch überhaupt nicht 17:07 Uhr und zweitens wollten wir uns unbedingt noch einmal mit unserer Hauptarbeit beschäftigen: dem Essen! Während dem wir, zusammen mit SWR 3, den Countdown anstimmten: 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1, FFFEEERRRRTTTIIIGGGG!! 72 Stunden ohne Kompromiss waren geschafft!!
Den krönenden Abschluss bildete nun die Cassiopeia-Therme. Der richtige Ort zum Entspannen nach 72 Stunden dreckiger und anstrengender Arbeit. Doch leider war der Besuch viel zu kurz (1 Stunde), weil PHILIP, unser Fahrdienst, sich etwas verspätet hatte. Doch der lange Weg nach Badenweiler hat sich auf jeden Fall gelohnt! Sehr müde aber entspannt gingen wir am Montagmorgen in die Schule, die meisten jedenfalls, wo wir erfahren mussten, dass die Lehrer das erste Mal von '72 Stunden' gehört hatten.

72 Stunden - ohne Kompromiss: Anstrengend, lustig, laut aber auf jeden Fall einfach genial! Und wir würden ALLE auf jeden Fall noch einmal mitmachen!

Nachlese: '72 Stunden' hatte für uns noch einige Folgen. Abgesehen davon, dass uns die gemeinsame, Spaß machende Arbeit fester zusammen geschweißt hatte und wir von allen Seiten gelobt wurden, bekamen wir noch eine besondere Anerkennung: die Stadt Freiburg ehrte im Rahmen einer Ehrung für ehrenamtliches Engagement alle Aktionsgruppen aus Freiburg, also auch uns. Leider war aufgrund einiger Missverständnisse niemand von uns auf der Feier, aber die Urkunde und - für uns ganz unerwartet - 100 € erreichten uns trotzdem. Obwohl wir eigentlich ehrenamtliche Arbeit leisten wollten hat das unserer Gruppenkasse sicher nicht schlecht getan ;).
Und dann gab es noch eine zweite Ehrung von uns: Am Neujahrsempfang der St.Andreas-Gemeinde/EBW wurden die Minis St. Andreas, die Pfadis, die beiden anderen Aktionsgruppen aus Weingarten und wir, für die Arbeit gelobt. Als Belohnung gab es Käsefondue, das wir alle demnächst gemeinsam essen werden!

Wir möchten dieses Lob natürlich nicht für uns behalten. Denn ohne die Unterstützung der folgenden Personen und Firmen hätten wir niemals so viel geschafft. Wir wollen uns hiermit noch einmal bei allen denjenigen bedanken, die uns unterstützt haben. Wir hätten niemals mit so viel Unterstützung gerechnet. DANKE SCHöN!!!